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Weinwissen

Thinking outside the bottle: Muss es denn immer Glas sein?

Seit Jahrhunderten steht die Glasflasche für Wein. Vor allem wegen ihrer Neutralität und der Fähigkeit, Wein über lange Zeiträume ohne Qualitätsverlust zu lagern, hat sie sich historisch als der bevorzugte Behälter für Premium-Weine etabliert. In vielen klassischen Weinregionen, insbesondere in Ländern wie Frankreich, Italien oder Spanien, ist die traditionelle Glasflasche ist ein Symbol für Qualität und Authentizität.

Doch heutzutage legen mehr und mehr Weinfans großen Wert darauf, dass sie ihren Wein nachhaltig genießen. Und praktisch soll es sein. Welche Alternativen zur traditionsreichen Glasflasche gibt es, und wie lässt sich durch innovative Lösungen Umweltbewusstsein und ansprechendes Design kombinieren und der Weingenuss vereinfachen?

Warum neue Schläuche für den guten alten Wein?

Glas hat sich historisch als der bevorzugte Behälter für Weine etabliert, vor allem für hochwertige Weine. Hauptgründe sind die Neutralität und die Eigenschaft von Glas, dass Wein darin über lange Zeiträume ohne Qualitätsverlust gelagert werden kann. Tatsächlich gibt es Weinregionen, die vorschreiben, dass Premium-Weine in Glasflaschen verkauft werden müssen. Ein Beispiel dafür ist die Weinregion Württemberg in Deutschland. Ab dem Erntejahrgang 2026 dürfen Ortsweine dort nur noch in 0,75-Liter-Glasflaschen vermarktet werden.
Immer mehr Winzer nutzen alternative Verpackungen für ihre Weine wie Bag-in-Box, Tetrapak oder Aluminiumdosen.
Auch viele französischen Weinregionen, insbesondere in die weltweit bekannten und renommierten wie Bordeaux und Burgund, sind Teil der Appellations d'Origine Contrôlée (AOC). Das AOC ist steht für die ein kontrollierte Ursprungsbezeichnung und schreibt den Verkauf von Wein in Glasflaschen vor, um damit Qualität und Herkunft der Weine zu schützen. Ähnliches gilt auch für Italien in den DOCG-Regionen und Spanien in den DO- und DOCa-Regionen (Denominación de Origen und Denominación de Origen Calificada). Diese Regelungen sollen die hohe Qualität und Authentizität der Weine gewährleisten und sicherstellen, dass die Weine den hohen Standards entsprechen, die von den jeweiligen Herkunftsbezeichnungen gefordert werden.
Allerdings sind die Produktion und der Transport von Glasflaschen energieintensiv und hinterlassen einen erheblichen CO₂-Fußabdruck. Leichtere und umweltfreundlichere Verpackungen können diesen reduzieren und damit auch den Ansprüchen vieler Weinfans der jüngeren Generation gerecht werden, die großen Wert auf Nachhaltigkeit aber auch auf Komfort legen. Daher nutzen immer mehr Winzer alternative Verpackungen für ihre Weine wie Bag-in-Box, Tetrapak oder Aluminiumdosen.

Gewöhnt an abgepackte Smoothies und Coffee-to-go erwarten die 20-30-Jährigen heute Portionsgrößen, die man für den Weg eben mal in den Rucksack packt, möglichst bruchsicher und stylish gestaltet. Im Einzelhandel sind diese Angebote daher gegenüber den klassischen Glasflaschen vor allem bei diesen jüngeren Konsumentinnen sehr beliebt.

Wein in der Dose: Praktisch und trendy

Ob auf Konzerten, Boot-Trips oder Outdoor-Events, ob beim Picknick im Park oder beim Glamor-Camping: Wein in Dosen ist angesagt, besonders bei Stadtmenschen und für alle, für die Weingenuss praktisch und nachhaltig sein soll. Denn Dosen sind leicht, unzerbrechlich, easy zu transportieren und somit ideal für unterwegs. Außerdem schützen sie den Wein vor Licht und Sauerstoff und sind geschmacksneutral durch eine Kunststoffauskleidung, die die Qualität erhält.
Bei allem Hype um die Wein-Dose sollte nicht vergessen werden, dass bei der Abfüllung in Dosen oft zusätzliche Kosten entstehen, nämlich genau durch diese speziellen Beschichtungen, die notwendig sind, um den Geschmack des Weins zu erhalten und zu verhindern, dass die Aluminiumdosen mit dem Wein reagieren, was den Geschmack und die Qualität beeinträchtigen könnte. Die speziellen Materialien und Technologien, die für die Beschichtung verwendet werden, verursachen zusätzliche Produktionskosten im Vergleich zu Glasflaschen, die von Natur aus nicht reagieren.
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PET-Flaschen: recylingfähig und super leicht

Ein weiteres Beispiel sind PET-Flaschen, die im Getränkebereich längst etabliert sind, aber erst langsam Einzug in die Weinwelt halten. Die österreichische Weinkellerei Wegenstein hat gemeinsam mit dem Verpackungsspezialisten ALPLA eine 50 Gramm leichte PET-Weinflasche entwickelt. Diese Flasche reduziert den CO₂-Fußabdruck im Vergleich zu herkömmlichen Glasflaschen um bis zu 50 Prozent und ist vollständig recycelbar. PET-Flaschen bieten Vorteile in Bezug auf Transportkosten, Umweltbilanz und Bruchsicherheit. Sie sind eine praktische Option für günstige Weine und kurze Lagerzeiten, haben aber deutliche Nachteile, wenn es um die Lagerung von Premiumweinen oder eine längere Haltbarkeit geht.

PET eignet sich vor allem für Weine, die innerhalb weniger Monate getrunken werden. Für Premiumweine, die oft jahrelang gelagert werden, ist PET nicht geeignet.

Obwohl moderne PET-Flaschen mit speziellen Beschichtungen versehen sind, kann es bei längerer Lagerung zu geschmacklichen Veränderungen des Weins kommen. PET-Flaschen sind sauerstoffdurchlässiger als Glas, wodurch der Wein schneller oxidiert und an Qualität verliert. PET eignet sich vor allem für Weine, die innerhalb weniger Monate getrunken werden. Für Premiumweine, die oft jahrelang gelagert werden, ist PET nicht geeignet. Und obwohl PET-Flaschen recycelbar und leichter sind, ist der Recyclingprozess aufwendiger als bei Glasflaschen. Außerdem müssen sie aufgrund ihrer Beschaffenheit in der Regel schneller ausgetauscht werden, was die Umweltbilanz verschlechtert. Nicht zuletzt werden Glasflaschen traditionell mit hochwertigen und authentischen Weinen assoziiert, während PET-Flaschen oft als billiger oder minderwertig wahrgenommen werden, was dem Image des Weins schaden kann, selbst wenn die Qualität des Inhalts gut ist.

Bag-in-Box oder Pouch: Mehr als nur ein Partywein

Wenn der Wein in einem hochwertigen, luftdichten Beutel in einem stabilen Karton verpackt wird, nennt sich das Bag-in-Box (BiB). Die BiB galt lange als Verpackung, die nur für einfache Weine geeignet ist. Doch dieses Image wandelt sich. Obwohl es die Technik schon seit Jahrzehnten gibt, hat sie sich in letzter Zeit bei Weinproduzenten und -konsumenten mehr und mehr als echte Alternative etabliert. Ein Beispiel ist das Weingut SCHILD.WEIN, das hochwertige Weine in BiB anbietet. Ihr Bag-in-Box-Wein wird von Weinliebhabern geschätzt, die auf Frische, Qualität und gleichzeitig auf eine praktische sowie umweltfreundliche Verpackung Wert legen. Nach dem Öffnen bleibt der Wein dank des luftdichten Beutels noch mehrere Wochen genießbar.
Diese Alternativen zur Glasflasche bieten den Vorteil, dass man den Wein nach dem Öffnen frisch und in optimalem Zustand halten kann.
Eine verwandte Option ist die sogenannte „Pouch” (dt. „kleine Tasche” oder „Beutelverpackung”), die aus einem flexiblen Beutel und einem Zapfhahn besteht. Dank seiner Flexibilität, Widerstandsfähigkeit und des geringen Eigengewichts ist so ein „Beutel” äußerst praktisch und einfach zu transportieren sowie zu lagern.

Diese Alternativen zur Glasflasche bieten den Vorteil, dass man den Wein nach dem Öffnen frisch und in optimalem Zustand halten kann, da der luftdichte Beutel aus Polyethylen verhindert, dass Sauerstoff mit dem Wein in Berührung kommt und ihn somit vor Oxidation schützt. So bleibt der Wein nach dem Öffnen mehrere Wochen frisch, was dir als Weinliebhaber die Möglichkeit bietet, den Wein in deinem eigenen Tempo zu genießen, ohne dir Sorgen über die Haltbarkeit machen zu müssen. Außerdem sind sie leicht und einfach zu transportieren, was sie ideal für Picknicks, Camping oder andere Outdoor-Veranstaltungen macht.

Obwohl BiB und Pouches oft mit Materialien ausgestattet sind, die Sauerstoffdurchlässigkeit minimieren, sind sie dennoch durchlässiger als Glasflaschen. Das bedeutet, dass der Wein schneller oxidiert, insbesondere bei längerer Lagerung, was zu einem Verlust von Frische, Aromen und letztlich von Qualität führt, besonders bei empfindlichen oder hochwertigen Weinen. Für Weine, die über einen langen Zeitraum reifen sollen, sind diese Lösungen daher kaum geeignet. Für Weine, die innerhalb weniger Monate konsumiert werden, sind sie hingegen ideal.

Papierflasche: Revolution im Weinregal

Eine weitere kuriose Möglichkeit, Wein abzufüllen, ist die Papierflasche. Diese sogenannte „Frugal Bottle" besteht zu 94 % aus recycelter Pappe und ist innen mit einer lebensmittelgerechten Schutzschicht versehen, die ein Durchweichen verhindert. Die Papierflasche wiegt nur 83 Gramm und hat einen bis zu sechsmal geringeren CO₂-Fußabdruck als eine Glasflasche. Das italienische Weingut Cantina Goccia beispielsweise nutzt diese Verpackung für seine Weine und betont die Umweltvorteile. Dafür wurde sie im Jahr 2023 in New York mit dem PAC Global Award für innovative Verpackungen ausgezeichnet.

Während ein Tetrapack aus bis zu sieben Materialschichten besteht - Kunststoff, Aluminium und Karton, kommen Papierflaschen mit nur drei Materialschichten aus: einer PET-Folie, einer Außenhülle aus bedrucktem Karton und dem Verschluss aus Aluminium. Der Vorteil: Die Flaschen lassen sich leichter recyceln.
Das haptische und visuelle Erlebnis einer Weinflasche ist Teil des Genusses und Papierflaschen beeinträchtigen diese Komponenten des Weingenusses für Traditionalisten, wie die übrigen Alternativen auch. Und ähnlich wie bei Bag-in-Box-Abfüllungen oder PET-Flaschen besteht auch bei Papierflaschen die Gefahr einer höheren Sauerstoffdurchlässigkeit, wodurch der Wein schneller oxidiert und sich der Geschmack, insbesondere bei längerer Lagerung, verändern kann. Auch in puncto Robustheit sind Papierflaschen ihren gläsernen Schwestern unterlegen und können daher leichter beschädigt werden.

Weinfans zwischen Skepsis und Begeisterung

Dass Wein in unterschiedlichen, alternativen Formen und Formaten abgefüllt wird, stößt auf gemischte Reaktionen. Während einige Weinliebhaber das Nachhaltige schätzen, stehen konservativere Genießer den neuen Ansätzen oft skeptisch gegenüber. Studien zeigen jedoch, dass die Akzeptanz steigt, insbesondere wenn die Qualität des Weins überzeugt und die Verpackung praktische Vorteile bietet. Die hier vorgestellten neuen Lösungen sind spannende Alternativen zur traditionellen Glasflasche, die vor allem die neue Generation von Weintrinkern ansprechen.

Vielfalt auch in der Verpackung

Obwohl es einen Trend zu alternativen Weinverpackungen gibt, dominieren Glasflaschen weiterhin eindeutig das Angebot. Klar ist, dass die Glasflasche für viele Weinliebhaber nach wie vor ein Qualitätsmerkmal darstellt und steht für Tradition steht. Die neue Vielfalt bei den Verpackungsmöglichkeiten und eine steigende Akzeptanz für diese Alternativen seitens der Konsumentinnen und Konsumenten wird das Denken Outside-the-bottle weiter befördern. Wir sind sehr gespannt, wie wir als Weinliebhaber in Zukunft den Wein serviert bekommen und aufbewahren. Am Ende zählt doch vor allem der Inhalt.
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