Gute Nachrichten: die Weinwelt dreht sich weiter. Zwar in Zeitlupe, doch sie dreht sich weiter. Und das muss sie auch dringend, denn die allokierenden Gargamels welken uns langsam dahin, Verkaufszahlen brechen in sich zusammen wie Gutsrieslinge in Burgunderkelchen und Existenzängste suchen Weingüter heim wie die Kirschessigfliege.
Der Ukraine-Krieg. Die damit einhergehende Inflation. Steigende Produktionskosten. Easy ist anders. Goldgräberstimmung war gestern. Wir sind nicht komplett am Arsch, doch Zeit, dass sich was dreht, ist allemal. Wann auch immer man dieser Tage auf die Uhr schaut: fünf vor zwölf ist die ganze Zeit! Hinzukommen die perversen Strafzoll-Fantasien des matschbirnigen Karottenkopfes, der stets wie eine schlecht mehlierte Marzipan-Kartoffel aussieht und sich neuerdings mehr als verdient mit einem maximal peinlichen Chat-Skandal seiner Militär-Männchen vor der ganzen Welt blamiert. Ätsch! Viel Erfolg beim Schöntrinken ohne Riesling aus Good old Germany, Mr. President!
Gerade deswegen: Zeit, dass sich was dreht! Yallah! Let’s go!
Um angehende Weinfans zu catchen, bestenfalls sogar den Quantensprung zu schaffen und szenefremde Menschen für unsere doch so geliebte Kultur zu begeistern, braucht Wein dringend neue Vibes. Eine lockere Sprache. Augenhöhe und Bauchgefühl. Weine, die Lust auf mehr machen. Kreativ gekeltert. Nachhaltig. Liebevoll. Am Gaumen frisch und saftig. Ausgestattet mit Trinkfluss 3000. Anspruchsvoll, doch nicht überfordernd. Was wir brauchen, ist nicht weniger als eine neue Niederschwelligkeit.
Auch wenn 2025 noch immer viele alte weiße Männer das Weintrinken zum Kekswichsen im Elfenbeinturm verhunzen und Gatekeeper-Husos Wannabe-Türsteher spielen, weht eine Brise frischer Wind durch die kleinen Gassen der Weinwelt.
Spannende Produzenten, die stilistisch neue Wege gehen, brechen alte Trinkmuster radikal auf. Deutscher Sekt erlebt eine kleine Renaissance. Micro-Blogger schießen wie Pilze aus dem Boden, um in mehr oder weniger fresher Lingo über Line-ups zu sliden und das mausgraue Image unserer Szene zu entstauben oder zumindest den Primitivo trinkenden Schwippschwager vor dem nächsten Supermarktbesuch zu influencen.
Und selbst auf den Klimawandel, diesen blöden Arsch, findet die neue Generation an Weingütern spannende Antworten.
Neue Pop-up-Konzepte fluten das Land, liebevoll kuratierte Weinsalons mit Bonsai-Betrieben hier und da und auch Sommeliers gestalten Tastings und Weinbegleitungen progressiv wie nie und servieren wie Marco Franzelin im dreifach besternten Sonnora zu einem in der Schale gegrillten Hummer mit Vadouvan entgegen aller Erwartungen keinen Vintage-Sprudel aus der Champagne, sondern einen Low-Intervention-Trousseau aus Kalifornien.
Und selbst auf den Klimawandel, diesen blöden Arsch, findet die neue Generation an Weingütern mit pilzresistenten Rebsorten auch bekannt als PIWIs spannende Antworten, die nicht nur auf lustige Namen hören wie Calardis Blanc, sondern auch richtig schmecken, wenn mit Kante gekeltert.
Ja, die Weinwelt dreht sich. Manchmal im Kreis. Manchmal etwas langsam. Irgendwie immer in Zeitlupe. Doch sie dreht sich. Jetzt müssen wir nur dafür sorgen, dass sie sich schneller dreht. Und weiterdreht, ja, immer weiterdreht.
Deswegen immer maximale Freshness an den Tag legen! Niemals wie Gargamel über Wein schreiben! Schluss mit Gatekeeping! Menschen neue Weine zeigen! Augenhöhe und Bauchgefühl predigen! Mehr Daumen hoch, weniger erhobenen Zeigefinger! Und ganz wichtig: Nicht den Spaß verlieren an der schönsten Kultur dieser Welt! Dann dreht sich alles weiter und weiter und weiter! In diesem Sinne: weitermachen!
Milton Sidney Curtis, der Wein-Influencer und freie Autor bewegt mit Wortwitz, Biss und Charme schreibend die Weinwelt. Ob feine Tropfen kleiner Weingüter oder Markenweine von Global Playern: Sidney probiert, rezensiert und polarisiert. Ein selbsternannter „Silly Ass“ für alle, die Wein lieben!
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