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Im Gespräch mit Derrick Neleman

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Die Weinwelt ist in Bewegung. Sie wird jünger, nachhaltiger und insgesamt reflektierter. Diese Veränderungen werden auch durch eine neue Generation von Winzern geprägt, die alte Regeln hinterfragen, Tradition mit Innovation verbinden und insgesamt großen Wert auf Haltung legen. Über sein Weingut und die Marke Neleman sprechen wir mit dem Gründer Derrick Neleman.
Derrick Neleman ist ein niederländischer Winzer mit einer tiefen Leidenschaft für nachhaltigen Weinbau. Seine Ausbildung zum biodynamischen Landwirt führte ihn nach Spanien, wo er erkannte, dass Wein weit mehr als ein Getränk ist – er verbindet Menschen, schafft Erinnerungen und bereichert das Leben. Mit dieser Überzeugung gründete er in Valencia sein eigenes Weingut, das sich kompromisslos der Natur verschreibt. Seine Weine sind nicht nur biologisch, vegan und klimaneutral, sondern auch Ausdruck seiner Vision: In perfektem Einklang mit der Natur Weine zu erschaffen, die das Leben in all seiner Schönheit zelebrieren.
Neleman steht für „Good wine to save the world“ und das ist mehr als nur ein Slogan, sondern zeigt eine klare Haltung. Was steckt hinter dieser Botschaft? Und wie versucht ihr bei Neleman, diese Botschaft mit Leben zu füllen?

Derrick Neleman:
Mein ganzes Leben dreht sich um gutes Essen – gut für die Erde und gut für dich und mich. Ich wurde als biodynamischer Landwirt ausgebildet. Es geht darum, Pflanzen so anzubauen, dass sie der Erde nicht schaden. Wenn man im Einklang mit der Natur arbeitet, ist das nicht nur möglich – es bringt auch so viel mehr in den Wein, zu den Menschen, die ihn herstellen, und zu den Menschen, die ihn genießen! In Weinbergen auf der ganzen Welt werden Pestizide in großem Maßstab eingesetzt, und das schadet nicht nur dem Boden – es macht Menschen krank. Parkinson ist heute die am schnellsten wachsende Krankheit, in Deutschland und Frankreich sogar offiziell eine Berufskrankheit bei Landwirten. Der Zusammenhang zwischen Pestiziden und Parkinson wird immer klarer. Deshalb: Good wine to save the world!

Wenn man im Einklang mit der Natur arbeitet, ist das nicht nur möglich – es bringt auch so viel mehr in den Wein, zu den Menschen, die ihn herstellen, und zu den Menschen, die ihn genießen!

Wir suchen ständig neue Wege, diesen Anspruch auch wirklich umzusetzen. Erst kürzlich sind wir der Initiative International Wineries for Climate Action von Torres Wines beigetreten – eine weltweite Bewegung mit dem Ziel, die Treibhausgasemissionen in der Weinbranche zu senken und bis 2050 Klimaneutralität zu erreichen. Die wichtigsten Ziele: Die Emissionen werden nach internationalen Standards gemessen, bis 2030 sollen sie um mindestens 50 % reduziert werden – und vor allem wird Wissen zwischen den Mitgliedern geteilt, um gemeinsam nachhaltiger zu werden.

Das Weingut und die Marke Neleman sind bekannt für innovative Ansätze. Was unterscheidet euch von klassischen Weingütern und welche Rolle spielt dabei die Ausrichtung auf die nächste Generation von Weinliebhabern?

Derrick Neleman:
Ich denke, was uns am meisten unterscheidet, ist unser Design. Unsere Weinetiketten sind individuell gestaltet – von Künstlern aus aller Welt, eigens für uns entworfen. Jedes Etikett vermittelt eine Botschaft. Auch unser „Zebra“-Design ist sehr charakteristisch. Denn jedes Zebra hat ein einzigartiges Muster – für uns ein Symbol für Diversität und Biodiversität.

Auch bei unserem Sortiment bleiben wir am Puls der Zeit. Kürzlich haben wir eine Reihe von Orange Weinen vorgestellt – eine angesagte Kategorie zwischen Rot und Weiß. Und bald launchen wir alkoholfreie Weine mit vollem Geschmack. Das war eine echte Herausforderung für uns!

Statt auf klassische Investoren zu setzen, hast du mit Neleman eine Community von 5.000 Shareholdern aufgebaut. Wie kam es zu dieser Entscheidung und wie beeinflusst diese Community das Weingut?

Derrick Neleman:
Auf der Suche nach Kapital zur Weiterentwicklung unserer Mission habe ich in einem Interview den Wunsch nach alternativen Finanzierungswegen geäußert. Dabei stieß ich auf das Konzept des Sharefundings – und so begann alles. Es geht ums Teilen. Ein wichtiges Konzept in unserer Zeit. Für mich bedeutet das nicht nur ein gemeinsames „Dagegen“, sondern auch ein gemeinsames „Dafür“: Für Nachhaltigkeit, für Umwelt, für Zukunft. Weinliebhaber*innen können dazu beitragen – natürlich durch bewussten Konsum, aber noch spannender: durch eine Beteiligung an Neleman. Mitmachen beim Schönsten, was es gibt: biologischen Wein machen. Und Verantwortung übernehmen, indem man in einen Teil unseres Unternehmens investiert.

Direkten Einfluss auf das Weingut hat unsere Community nicht. Aber sie ist Botschafterin für unsere Weine und unsere Mission – und das funktioniert großartig! Indirekt ist sie in allem präsent, was wir tun. Wir wissen, dass uns 5.000 Fans ihr Vertrauen schenken – und wir wollen diesem Vertrauen gerecht werden.
Die Weinwelt verändert sich und neue Konzepte brechen mit Traditionen. Wo siehst du die Zukunft des Weins? Welche Rolle spielen veränderte Konsumgewohnheiten unter den Weinfans? Und wie können Weinmarken diesen Wandel mitgestalten?

Derrick Neleman:
In meinen 25 Jahren in der Weinbranche habe ich immer gesagt: Die größte Gefahr für die Branche ist sie selbst. Dieses Denken von „So haben wir es immer gemacht“, „Wir haben eine so lange Tradition“ – ja, das stimmt, und es ist auch schön. Aber es verhindert oft den Zugang zu den jungen Weinfans. Wir machen einiges bewusst anders: mehr Farbe auf den Etiketten, eine Markenwelt, die offener kommuniziert. Weniger elitär – eher wie die Bierbranche, die ihre Konsumentinnen und Konsumenten direkter anspricht.
Trotzdem sehe ich die Zukunft des Weins sehr positiv. Wein gibt es seit Tausenden von Jahren – und er wird auch in Tausenden von Jahren noch da sein.

Dieses Denken von „So haben wir es immer gemacht“, „Wir haben eine so lange Tradition“ – ja, das stimmt, und es ist auch schön. Aber es verhindert oft den Zugang zu den jungen Weinfans.

Unsere letzte Frage: Was ist dein persönlicher Lieblingswein? Kannst du uns erzählen, wie du deinen Lieblingswein kennen- und lieben gelernt hast?

Derrick Neleman:
Mein Lieblingswein ist unser Bobal Robusta. Er wurde kürzlich als „Bester Bobal“ von Wines of Spain ausgezeichnet und hat eine beeindruckende Liste an Auszeichnungen. Vor fast 25 Jahren kam ich zum ersten Mal in die Region, in der Bobal die heimische Rebsorte ist. Ich habe mich sofort in die Gegend, die Menschen und die wunderschönen Buschreben verliebt. Als ich dann die Möglichkeit bekam, ein eigenes Weingut in Casas del Rey zu übernehmen, war unser Ziel von Anfang an: in diese Rebsorte zu investieren und den bestmöglichen Wein daraus zu machen. Mit meinem großartigen Team aus Winzerinnen und Winzern – und dank des Kapitals unserer Community, das uns Investitionen in modernste Tanks, Betoneier und mehr ermöglichte – haben wir dieses Ziel erreicht.

Wir bedanken uns herzlich für das nette und spannende Gespräch mit dir, Derrick!
Neleman Organic Vineyards steht für die neue Welle des Weinbaus: nachhaltig, kreativ und voller Respekt für die Natur. Das Weingut nahe Valencia produziert 100 % biologische und vegane Weine, die das besondere Terroir der Region widerspiegeln. Die Weinberge liegen auf 900 Metern Höhe in Casas del Rey – eine Lage, die den Weinen Frische und Charakter verleiht. Neleman verbindet traditionelle Reben mit einem modernen Ansatz und einem mediterranen Lebensgefühl. Neben höchster Qualität zählt die Verantwortung für die Umwelt: CO₂-Emissionen werden durch Baumpflanzungen in Naturschutzgebieten kompensiert, um einen vollständig klimaneutralen Weinbau zu gewährleisten.

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