Wer offen bleibt für neue Blickwinkel, kann Wandel gestalten. Diese Haltung prägt meine Kunst: den Mut, genauer hinzusehen, Strukturen zu hinterfragen und Veränderung als kreative Kraft zu begreifen. Diese Energie verbindet Kunst und Wein auf wunderbare Weise. Beide sprechen die Sinne an, beide wecken Erinnerungen und laden uns ein, die Welt mit neuen Augen zu sehen. Jede Erfahrung hinterlässt Spuren – auf der Zunge wie auf der Leinwand. Wenn ich einen Wein koste, der mich überrascht, frage ich mich: Welche Farbe hätte dieses Erlebnis? Welches Bild würde daraus entstehen? Solche sinnlichen Impulse schärfen meinen Blick – und zeigen, wie tief Kunst und Wein miteinander verwoben sind.
Kunst und Wein können Menschen berühren, begeistern und miteinander ins Gespräch bringen. Wie nutzt du dieses Potenzial in deinen Veranstaltungen, um eine emotionale Verbindung zwischen den Gästen und den präsentierten Kunstwerken oder Weinerlebnissen zu schaffen?
Nina Groth:
Ich liebe es, Räume zu schaffen, in denen Menschen nicht nur schauen oder schmecken, sondern wirklich eintauchen. Bei meinen Events kombiniere ich Kunst und Wein bewusst so, dass Gespräche entstehen – über Geschmack, über Eindrücke, über das Leben. Es geht darum, gemeinsame Erlebnisse zu schaffen, die nachklingen wie ein schöner Nachhall auf dem Gaumen. Manchmal greifen Gäste selbst zu Pinsel und Farbe. Während sie probieren, lachen, erzählen, entstehen kleine Kunstwerke, die Genuss, Kreativität und Begegnung auf leichte Weise verbinden. In anderen Formaten entwickeln wir gemeinsam mit Weinhändlern oder Winzern thematische Brücken zwischen meinen Bildern und den Weinen: Wie findet ein Künstler oder eine Winzerin ihre Inspiration? Wie wächst ein Stil – in Linien und Farben, in Aromen und Nuancen? Themen wie Wandel, Handschrift und Lebendigkeit – sichtbar in meinem Modern Urban Geometrics Style – spiegeln sich dann plötzlich auch im Charakter eines Weins. Solche Abende bleiben – wie ein guter Wein – lange in Erinnerung. Einige Gäste, die ich so kennengelernt habe, begleiten meine künstlerische Reise inzwischen seit Jahren.
Hast du eine Lieblingsanekdote zum Thema Wein, die du gern erzählst?
Nina Groth
Auf einer Ausstellung, bei der ich meine Cityscapes zeigte, begannen einige Gäste spontan, die Weine den Bildern zuzuordnen. Eine Besucherin hob ihr Glas, schnupperte an der leichten Aprikosennote, lächelte und sagte: „Diese Spritzigkeit passt perfekt zu diesem Bild hier mit seinen leuchtenden Orangetönen – es fühlt sich an wie ein Neuanfang.“ Ein kleiner Kreis bildete sich. Lachen, Diskussionen, das leise Klirren von Gläsern. Plötzlich verbanden sich Aromen und Farben, Geschmack und Bildwelt – fast wie selbstverständlich.
Für mich war es faszinierend zu erleben, wie intuitiv Menschen Brücken zwischen dem, was sie sahen und dem, was sie schmeckten, bauten. Solche Momente zeigen wunderbar, wie tief Kunst und Wein zusammengehören können – über alle Sinne hinweg, mitten ins Herz.
Unsere letzte Frage: Was ist dein persönlicher Lieblingswein? Kannst du uns erzählen, wie du deinen Lieblingswein kennen- und lieben gelernt hast?
Nina Groth
Wie bei der Kunst ist auch beim Wein die Vielfalt grenzenlos. Für fast jeden Geschmack wartet das passende Erlebnis. Besonders liebe ich mineralische Rieslinge von der Mosel – wie die vom Weingut Klein-Götz, die ich auf einer Reise durch die Region entdeckt habe. Diese Weine schmecken für mich nach steilen Weinbergen, schimmerndem Schiefer und Sommersonne. Auch der Carmignano „Terre a Mano“ von der Fattoria di Bacchereto in der Toskana hat einen festen Platz in meinem Herzen – nicht nur wegen seines vielschichtigen, kraftvollen Geschmacks, sondern wegen der besonderen Begegnung mit der Winzerin. Ihre Leidenschaft, ihre Liebe zum Detail, ihre Geschichten rund um den Wein – all das hat den Geschmack noch intensiver gemacht. Wie in der Kunst sind es auch beim Wein oft die Erlebnisse, die die Werke und Tropfen zu etwas Unvergesslichem machen.
Wir bedanken uns herzlich für das nette und spannende Gespräch mit dir, Nina!
Nina Groth nennt ihren Kunststil „Modern Urban Geometrics“. Ihre farbintensiven Stadt- und Landschaftsbilder entstehen überwiegend mit dem Spachtel und verbinden klare Linien mit atmosphärischer Tiefe. Die Werke bewegen sich zwischen Gegenständlichkeit und Abstraktion – und lassen bewusst Raum für eigene Assoziationen.
Ausgestellt wurden ihre Arbeiten unter anderem in Hamburg, Barcelona und New York. Sie sind Teil privater Sammlungen und Unternehmensausstellungen und wurden bereits ausgezeichnet.
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