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Im Gespräch mit Nina Groth

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Diese Ausgabe dreht sich rund um das Zusammenspiel von Kunst und Wein – und Nina Groth ist mittendrin. Im WeinChat erläutert sie, warum das eigentlich so gut zusammen passt.
Die deutsche Künstlerin verbindet in ihren Werken grafische Klarheit mit emotionaler Tiefe. Mit leuchtenden Farben, starker Formsprache und einem Gespür für urbane Strukturen erschafft sie Stadtbilder, die Bewegung, Wandel und Sehnsucht in sich tragen. Ihre Arbeiten zeigt die Hamburgerin national und international. Dabei geht Nina Groth nicht nur ihren eigenen künstlerischen Weg, sondern schafft auch Begegnungen: In verschiedenen Events bringt sie Kunst und Wein auf inspirierende Weise zusammen. Ihre Bilder laden ein zum Entdecken, Nachspüren – und zum Gespräch.
Nina, du setzt dich intensiv mit den Parallelen zwischen Kunst und Wein auseinander – beides sind Ausdrucksformen, bei denen individueller Geschmack eine zentrale Rolle spielt. Wie prägt diese Haltung deine Herangehensweise an Kunstwerke und Weinverkostungen, insbesondere wenn du beides kreativ miteinander verbindest?

Nina Groth:
Kunst und Wein sind für mich Ausdruck von Persönlichkeit. Beide bewegen sich im Spannungsfeld zwischen bewusstem Gestalten, freiem, intuitivem Entdecken und dem Aufbau von Wissen. Wenn ich male oder einen neuen Wein probiere, lasse ich mich von Emotionen leiten, spüre hinein, spiele mit Eindrücken – ohne die Struktur aus den Augen zu verlieren.

Diese Haltung prägt nicht nur meine Kunst, sondern auch die Art, wie ich Kunst- und Weinerlebnisse in meinen Veranstaltungen verbinde: als Einladung, den eigenen Geschmack zu erkunden, neue Verbindungen zu schaffen und sich auf persönliche Entdeckungsreisen einzulassen – ganz ohne den Druck, etwas richtig machen zu müssen. Weder in der Kunst noch beim Probieren von Wein gibt es ein Richtig oder Falsch. Was zählt ist der eigene Geschmack. Und genau das macht frei – zum Staunen und Genießen.

Allerdings können wir Schmecken ebenso wie Sehen lernen und verfeinern. Ich beobachte oft, wie Menschen in Ausstellungen erst den Text lesen und dann das Kunstwerk betrachten. Dieses Innehalten, dieses bewusste Wahrnehmen verändert das Erlebnis: Je mehr wir schauen, schmecken, vergleichen, desto tiefer tauchen wir ein – und desto intensiver wird unser Genuss. Diesen Aspekt greife ich in meinen Events gemeinsam mit Weinhändlern, Winzern, Restaurants oder Hotels auf. Ich erzähle über die Entstehung meiner Werke, öffne mit kleinen Einblicken in Farben, Schichten und Techniken neue Perspektiven – und lade ein, genauer hinzusehen. Vor allem aber möchte ich Berührungsängste abbauen. Weder Kunst noch Wein müssen elitär sein. Es geht um Freude, um Austausch – und darum, sich selbst auf neue Weise zu begegnen.

Was ist deiner Meinung nach die stärkste Verbindung zwischen Kunst und Wein? Und warum?

Nina Groth:
Beide – Kunst und Wein – können starke Emotionen wecken und ganze Geschichten erzählen. Hast du schon mal erlebt, dass du vor einem Bild stehenbleibst und einfach nicht mehr wegschauen kannst? Es scheint zu atmen, zu sprechen, eine Geschichte zu flüstern. Ein Kunstwerk oder ein besonderer Wein berührt uns oft auf einer Ebene, die sich schwer in Worte fassen lässt – genau darin liegt ihre Magie: im Erleben, im Erinnern, im ganz Persönlichen. Und genau deshalb schaffen beide Verbindungen – zwischen Menschen, zwischen Eindrücken, zwischen Momenten. Kunst und Wein öffnen Räume für echten Austausch, für Begegnung – und manchmal auch für gemeinsames Staunen.

In deiner Arbeit spielen Vielfalt und Entdeckungsfreude eine große Rolle – sowohl in der Kunst als auch im Umgang mit Wein. Wie beeinflussen neue künstlerische oder sensorische Erfahrungen deine Sichtweise auf die Verbindung zwischen Kunst und Wein? Und welche Bedeutung haben persönliche Erfahrungen beim Betrachten von Kunst und Verkosten von Wein?

Nina Groth:
Neue Eindrücke erweitern meinen Horizont und fließen direkt in meine Arbeit ein. In meinen Stadtlandschaften suche ich genau diese besonderen Momente: wenn Vielfalt, Bewegung und Struktur in leuchtenden Farben und klaren Linien zu einer lebendigen Harmonie verschmelzen. Ich spüre den Rhythmus der Stadt, taste mich an Formen und Perspektiven heran, zerlege sie und setze sie neu zusammen – grafisch, intensiv, manchmal fast tänzerisch. Entdeckungsfreude ist für mich kein Selbstzweck, sondern Antrieb.

Kunst und Wein sprechen die Sinne an, beide wecken Erinnerungen und laden uns ein, die Welt mit neuen Augen zu sehen.

Wer offen bleibt für neue Blickwinkel, kann Wandel gestalten. Diese Haltung prägt meine Kunst: den Mut, genauer hinzusehen, Strukturen zu hinterfragen und Veränderung als kreative Kraft zu begreifen. Diese Energie verbindet Kunst und Wein auf wunderbare Weise. Beide sprechen die Sinne an, beide wecken Erinnerungen und laden uns ein, die Welt mit neuen Augen zu sehen. Jede Erfahrung hinterlässt Spuren – auf der Zunge wie auf der Leinwand. Wenn ich einen Wein koste, der mich überrascht, frage ich mich: Welche Farbe hätte dieses Erlebnis? Welches Bild würde daraus entstehen? Solche sinnlichen Impulse schärfen meinen Blick – und zeigen, wie tief Kunst und Wein miteinander verwoben sind.

Kunst und Wein können Menschen berühren, begeistern und miteinander ins Gespräch bringen. Wie nutzt du dieses Potenzial in deinen Veranstaltungen, um eine emotionale Verbindung zwischen den Gästen und den präsentierten Kunstwerken oder Weinerlebnissen zu schaffen?

Nina Groth:
Ich liebe es, Räume zu schaffen, in denen Menschen nicht nur schauen oder schmecken, sondern wirklich eintauchen. Bei meinen Events kombiniere ich Kunst und Wein bewusst so, dass Gespräche entstehen – über Geschmack, über Eindrücke, über das Leben. Es geht darum, gemeinsame Erlebnisse zu schaffen, die nachklingen wie ein schöner Nachhall auf dem Gaumen. Manchmal greifen Gäste selbst zu Pinsel und Farbe. Während sie probieren, lachen, erzählen, entstehen kleine Kunstwerke, die Genuss, Kreativität und Begegnung auf leichte Weise verbinden. In anderen Formaten entwickeln wir gemeinsam mit Weinhändlern oder Winzern thematische Brücken zwischen meinen Bildern und den Weinen: Wie findet ein Künstler oder eine Winzerin ihre Inspiration? Wie wächst ein Stil – in Linien und Farben, in Aromen und Nuancen? Themen wie Wandel, Handschrift und Lebendigkeit – sichtbar in meinem Modern Urban Geometrics Style – spiegeln sich dann plötzlich auch im Charakter eines Weins. Solche Abende bleiben – wie ein guter Wein – lange in Erinnerung. Einige Gäste, die ich so kennengelernt habe, begleiten meine künstlerische Reise inzwischen seit Jahren.

Hast du eine Lieblingsanekdote zum Thema Wein, die du gern erzählst?

Nina Groth
Auf einer Ausstellung, bei der ich meine Cityscapes zeigte, begannen einige Gäste spontan, die Weine den Bildern zuzuordnen. Eine Besucherin hob ihr Glas, schnupperte an der leichten Aprikosennote, lächelte und sagte: „Diese Spritzigkeit passt perfekt zu diesem Bild hier mit seinen leuchtenden Orangetönen – es fühlt sich an wie ein Neuanfang.“ Ein kleiner Kreis bildete sich. Lachen, Diskussionen, das leise Klirren von Gläsern. Plötzlich verbanden sich Aromen und Farben, Geschmack und Bildwelt – fast wie selbstverständlich.

Für mich war es faszinierend zu erleben, wie intuitiv Menschen Brücken zwischen dem, was sie sahen und dem, was sie schmeckten, bauten. Solche Momente zeigen wunderbar, wie tief Kunst und Wein zusammengehören können – über alle Sinne hinweg, mitten ins Herz.

Unsere letzte Frage: Was ist dein persönlicher Lieblingswein? Kannst du uns erzählen, wie du deinen Lieblingswein kennen- und lieben gelernt hast?

Nina Groth
Wie bei der Kunst ist auch beim Wein die Vielfalt grenzenlos. Für fast jeden Geschmack wartet das passende Erlebnis. Besonders liebe ich mineralische Rieslinge von der Mosel – wie die vom Weingut Klein-Götz, die ich auf einer Reise durch die Region entdeckt habe. Diese Weine schmecken für mich nach steilen Weinbergen, schimmerndem Schiefer und Sommersonne. Auch der Carmignano „Terre a Mano“ von der Fattoria di Bacchereto in der Toskana hat einen festen Platz in meinem Herzen – nicht nur wegen seines vielschichtigen, kraftvollen Geschmacks, sondern wegen der besonderen Begegnung mit der Winzerin. Ihre Leidenschaft, ihre Liebe zum Detail, ihre Geschichten rund um den Wein – all das hat den Geschmack noch intensiver gemacht. Wie in der Kunst sind es auch beim Wein oft die Erlebnisse, die die Werke und Tropfen zu etwas Unvergesslichem machen.

Wir bedanken uns herzlich für das nette und spannende Gespräch mit dir, Nina!
Nina Groth nennt ihren Kunststil „Modern Urban Geometrics“. Ihre farbintensiven Stadt- und Landschaftsbilder entstehen überwiegend mit dem Spachtel und verbinden klare Linien mit atmosphärischer Tiefe. Die Werke bewegen sich zwischen Gegenständlichkeit und Abstraktion – und lassen bewusst Raum für eigene Assoziationen.
Ausgestellt wurden ihre Arbeiten unter anderem in Hamburg, Barcelona und New York. Sie sind Teil privater Sammlungen und Unternehmensausstellungen und wurden bereits ausgezeichnet.

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