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Weinwissen

Wein auf Leinwand – Ikonische Werke als Ausdruck von Weinkultur

Wein hat im Laufe der Jahrhunderte nicht nur die Kultur und das soziale Leben der Menschen geprägt, sondern auch Kunst und Künstler stark beeinflusst. Wein und Kunstgeschichte – ein Pairing, das einfach harmoniert. Von den alten Griechen bis zu den modernen Künstlern ist Wein nämlich ein immer wiederkehrendes Motiv, das in den unterschiedlichsten Facetten in Malerei, Grafik oder Fotografie auftaucht.

Antike Mythen und christliche Ikonografie

Die Geschichte des Weins ist untrennbar mit Glaube und Ritual verbunden. Schon in der Antike galt Wein als Geschenk der Götter – als heiliges Elixier, das das irdische Leben mit dem Göttlichen verband. Bacchus, der römische Weingott, oder Dionysos bei den Griechen verkörperten Exzess, Rausch und Lebensfreude. Diese Symbolik hat sich im Christentum fortgesetzt: Beim letzten Abendmahl wird der Wein zum Blut Christi, ein Symbol der Hingabe, des Opfers und der geistigen Erneuerung. In der sakralen Kunst ist Wein oft mehr als nur Beiwerk: Er taucht auf Altären, in Kelchen und bei festlichen Szenen auf – und steht dabei irgendwo zwischen Feierlichkeit und Alltag, zwischen sinnlichem Genuss und spiritueller Bedeutung.

Die Lust am Leben: Barock & Renaissance

Im Barock wurde das Leben gemalt – im besten Fall in seiner ganzen Opulenz. Wein stand für Wohlstand, Festlichkeit, manchmal auch für das Vergehen der Zeit (Vanitas). Bei Caravaggio zum Beispiel trägt Bacchus einen Kranz aus Weinblättern – und schaut den Betrachter mit verschmitzter Müdigkeit an. Es ist ein Bild der Fülle, aber auch der Endlichkeit. Das Werk „Das Bacchusfest“ von Diego Velázquez zeigt den Weingott Bacchus, wie er gewöhnliche Männer mit Wein belohnt – eine Szene, die Mythologie und Alltag verbindet und die gesellschaftliche Rolle des Weins als Träger von Freude und Rausch thematisiert.

Moderne Rebellionen: Von Picasso bis Banksy

Im 20. Jahrhundert bekam der Wein in der Kunst ein neues Gesicht – mal abstrakt, mal ironisch, mal mit einem Seitenhieb auf die Gesellschaft. Künstler wie der bekennende Weinliebhaber Pablo Picasso haben mit traditionellen Darstellungsformen gebrochen und Weinflaschen und -gläser in ihre kubistischen Stillleben integriert. Bei Picasso wird der Wein quasi zum geometrischen Fragment, das dekonstruiert und neu zusammengesetzt wird.
In der Gegenwartskunst taucht Wein auf vielfältige, oft überraschende Weise auf: als Material, Motiv oder Symbol. Vertreter der Pop- und Street-Art setzen sich auf ganz eigene Weise mit Wein auseinander. Bei Andy Warhol etwa symbolisieren Champagner-Etiketten den Konsum, Glamour und die Oberflächlichkeiten unserer Zeit. Bei Banksy taucht Wein manchmal ganz beiläufig auf – als stiller Zeuge einer Welt, die ein bisschen aus dem Ruder läuft. Ein kleines, ironisches Detail mitten im Großstadtchaos. Ein achtlos abgestelltes Glas Wein steht hier für einen Moment inmitten von Chaos, Überwachung oder sozialer Kälte, dem man entfliehen möchte. Feministische Künstlerinnen wie Tracey Emin oder Sarah Lucas verwenden leere Weinflaschen in ihren Installationen als Metaphern für Exzess, Verletzlichkeit oder Vergänglichkeit. Der Rausch wird dabei nicht verklärt, sondern seziert.
In der modernen Kunst ist Wein nicht mehr nur Symbol für Fest und Überfluss, sondern immer mehr auch ein Spiegel gesellschaftlicher Brüche sowie Ausdruck von Ironie und Protest. Die Kunstwerke erzählen über das Thema Wein etwas über uns als Menschen und unsere Rolle in der Gesellschaft, indem sie unseren Umgang mit Wein interpretieren und zeigen, wie sich dieser Umgang verändert hat.

Wein als Farbe

Manchmal ist Wein nicht Motiv, sondern Material. Künstlerinnen und Künstler experimentieren mit echten Weinflecken, pigmentierten Rückständen oder fermentierten Farbverläufen. Der Wein wird zum Pinselstrich, zur Farbe mit Geschichte. Mit der Zeit verändert er sich, oxidiert, verblasst und macht so den Prozess des Werdens und Vergehens sichtbar. Das Ergebnis ist nicht kontrollierbar – und genau darin liegt seine poetische Kraft.

Weinetiketten als Kunstform

Das Château Mouton Rothschild beauftragt seit 1945 jedes Jahr einen international bekannten Künstler mit der Gestaltung seines Etiketts.

Oft übersehen – und doch kleine Leinwände mit großer Wirkung: Etiketten auf Weinflaschen sind ein herausragendes Beispiel für die spannende Verbindung von künstlerischem Ausdruck und alltäglicher Funktion. Was früher reine Informationsfläche war, ist heute Projektionsfläche für die Visionen von Künstlern. Heutzutage wird die Gestaltung von Etiketten häufig von bekannten Künstlerinnen und Künstlern übernommen und die Flasche selbst wird zum Kunstobjekt.
Ein ikonisches Beispiel ist das Château Mouton Rothschild, das seit 1945 jedes Jahr einen international bekannten Künstler mit der Gestaltung seines Etiketts beauftragt – darunter Größen wie Pablo Picasso, Joan Miró, David Hockney, Jeff Koons oder Gerhard Richter. Die Etiketten sind Sammlerstücke geworden, Kunstgeschichte im Kleinformat.
In unserem Gewinnspiel verlosen wir drei Exemplare des Buchs „Chateau Mouton Rothschild - Weinprobe & Kunst 1924/1945-2011 Tasting & Art" (deutsch-englische Ausgabe), in dem zu allen einzigartigen Etiketten von Mouton-Rothschild Abbildungen und Informationen zu den jeweiligen Künstlern enthalten sind.

Mitmachen und gewinnen
Auch beim italienischen Weingut Donnafugata von Giacomo und Gabriella auf Sizilien wird jede Flasche zur Bühne für Kunst und Geschichte. Seit den 1990er-Jahren schmücken farbenfrohe, ausdrucksstarke Etiketten die Weine des Familienweinguts – inspiriert von der Gründerin Gabriella Rallo und gestaltet vom Künstler Stefano Vitale. Sie zeigen poetische Porträts, literarische Motive und immer wieder die ikonische „flüchtende Frau“, die dem Weingut seinen Namen gab. Die Etiketten erzählen Geschichten, transportieren Emotionen – und tragen entscheidend zur Unverwechselbarkeit der Weine von Donnafugata bei.

Design meets Wine – Trinkbare Kunstwerke

Philipp Haas, ein Berliner Szenefotograf und Designer, hat das HEM-Projekt ins Leben gerufen. Dahinter steckt die Idee, Wein, Kultur und Kreativität zu verbinden. Er stellt einzigartige Kunstwerke aus seinen Moselweinbergen her: Die Rebe liefert dabei nicht nur den flüssigen Inhalt, sie ist auch Motiv und liefert ihren eigenen Bedruckstoff. Die einzigartigen Weinetiketten werden aus einem speziellen Pigment gestaltet, das aus pyrolysierten Reben gewonnen wird. HEM steht für "zu Hause" im moselfränkischen Dialekt und sind die Initialen seiner Großmutter, die den Weinbau in die Familie brachte. Das Projekt, das Tradition und Moderne kombiniert und die Vielfalt und Schönheit der Mosel widerspiegelt, wurde mit dem Designpreis Rheinland-Pfalz ausgezeichnet.

Mehr zur HEM-Edition von Philipp Haas

Von Hühnern und Tapeten

Auf dem Pollerhof in Österreich verschwimmen die Grenzen zwischen Handwerk, Kunst und Weinbau. Winzer Erwin Poller ist kreativ, eigenwillig, schrullig – ein bisschen wie der Woody Allen des Weinbaus. Seine Weine haben Charakter und Geschichte – bis hin zum Etikett. Sie sind keine Massenware, sondern kleine Kunstwerke: Da zieren z.B. angeklebte Hühnerfedern die Flaschen des Grünen Veltliners „Hühnergarten". Oder Stücke einer Blumentapete verschönern den Grünen Veltliner „Frau Mayer" als Hommage an eine Frau, die Erwin Poller einst ihren 80-jährigen Weingarten verpachtet hat. Jedes Etikett ist dabei ein persönliches Unikat, das vom Ort und den Menschen erzählt. Dabei entsteht ein Ausdruck von Persönlichkeit, Heimat und Haltung. Kunst zum Anfassen. Und natürlich zum Trinken.

Warum passen Wein und Kunst so gut zusammen?

Wein und Kunst sprechen unsere Sinne auf einzigartige Weise an. Wein schlägt dabei als Symbol und Thema, aber auch als Material eine Brücke zwischen Alltag und Fest, zwischen Rausch und Ritual. Er ist so vieldeutig wie wir selbst: mal Genuss, mal Eskapismus, mal Zeichen für Zusammenhalt. Wein in der Kunst ist nie nur das, was im Glas ist. Sondern immer auch das, was bleibt, wenn das Glas längst leer ist.
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