Wein extrem! Von der Wüste bis ins arktische Eis.
Wein braucht gemäßigte Temperaturen, fruchtbare Böden und ausreichend Niederschlag – so die klassische Lehrmeinung. Doch weltweit beweisen Winzer, dass Wein auch unter extremen Bedingungen gedeihen kann. Von den heißen Wüsten Israels bis zu den frostigen Regionen Skandinaviens – dieser Artikel nimmt dich mit in die extremsten Ecken der Weinwelt.
Wüstenwein aus Israel: Reben im Sand
Die Negev-Wüste im Süden Israels ist ein unwahrscheinlicher Ort für Weinbau. Doch moderne Bewässerungstechniken, wie die Tröpfchenbewässerung, und das außergewöhnliche Mikroklima ermöglichen es Winzern, hier erstaunlich komplexe Weine zu erzeugen. Tagsüber brütende Hitze, nachts Eiseskälte – diese Temperaturunterschiede führen zu einer guten Säurebalance in den Trauben und die trockene Luft schützt die Reben zudem vor Pilzkrankheiten und Schädlingen. Die Weine zeichnen sich oft durch intensive Aromen und ausgeprägter Säure aus.
Besonders bemerkenswert: autochthone Rebsorten, die an diese extremen Bedingungen angepasst wurden. Diese Rebsorten tragen zur Einzigartigkeit und Charakteristik der Weine aus dieser Region bei, da sie mit den speziellen Bedingungen harmonieren und oft Aromen oder Eigenschaften aufweisen, die man in internationalen Rebsorten nicht findet. In diesen extremen Klimazonen gedeihen sie oft besser als importierte Sorten, die nicht für solche Bedingungen geschaffen wurden.
Wein aus der Arktis: Wie geht denn das?
Klimawandel und Innovation machen es möglich: In Ländern wie Schweden, Norwegen und Kanada entstehen die ersten kommerziellen Weine aus Regionen, die bis vor wenigen Jahrzehnten als zu kalt galten. Winterharte Rebsorten wie Solaris oder Vidal Blanc überstehen eisige Temperaturen und bringen überraschend frische, fruchtige Weine hervor. Besonders spannend sind Experimente mit Eiswein aus diesen nördlichen Regionen, die aufgrund des natürlichen Frosts ganz neue Qualitäten entwickeln. Diese Weine haben eine besondere Süße und Intensität, da die Trauben bei sehr niedrigen Temperaturen geerntet werden.
In unserem WeinChat mit der Klimawissenschaftlerin Prof. Dr. Claudia Kammann von der Hochschule Geisenheim University erfährst du mehr über den Umgang mit dem Klimawandel im Weinbau.
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Unterwasser-Wein: Lagerung in den Tiefen des Meeres
Salzig, geheimnisvoll, einzigartig – so beschreiben Kenner Weine, die auf dem Meeresgrund reifen. Winzer in Spanien, Frankreich und Italien haben in den letzten Jahren begonnen, Weine in versiegelten Amphoren oder Stahlkapseln unter Wasser zu lagern. Der konstante Druck, die kühlen Temperaturen und die sanften Wasserströmungen beeinflussen die Reifung auf eine einzigartige Weise und sorgen für besondere Aromenprofile. Ein Trend, der zunehmend an Popularität gewinnt.
Vor wenigen Jahren ließ zum Beispiel die norwegische Reederei Hurtigruten Sekt im arktischen Ozean reifen. Die Flaschen wurden sechs Monate lang in 34 Metern Tiefe vor der Küste Norwegens gelagert, um die Auswirkungen der kalten Temperaturen und des erhöhten Drucks auf den Reifungsprozess zu untersuchen. Die Verkostungen zeigten eine bemerkenswerte Frische und Mineralität des Schaumweins. Deshalb will das Unternehmen nun den erfolgreichen Reifeprozess in einem größeren Umfang wiederholen.
Wein aus Vulkanerde: Die einzigartigen Tropfen von den Kanaren
Die Kanarischen Inseln sind ein Paradies für ungewöhnlichen Weinbau. Die Weinberge auf Lanzarote sind beispielsweise zu einem großen Teil auf kargem, unfruchtbaren und mit Vulkanasche bedecktem Boden angelegt. Die Winzer setzen jede einzelne Weinrebe in trichterförmige, von Lavasteinen umgebene Mulden. So kann der Wind die wertvolle Ascheschicht nicht wegwehen, die die Verdunstung des Wassers aus der Erde verhindert.