Vom Fachjargon zur Echtheit: Warum Authentizität das neue Aroma ist
Was früher als Expertise galt, wirkt heute oft wie Distanz. Wer mit Begriffen wie „malolaktischer Gärung“ oder „Primäraromen“ um sich wirft, zeigt vielleicht Wissen – erreicht aber kaum Herzen. Junge Weintriker wollen wissen, was sie trinken, aber ohne erhobenen Zeigefinger. Sie interessieren sich für Herkunft, Haltung und Handschrift – und sie wollen spüren, dass hinter dem Wein echte Menschen stehen.
Winzerinnen und Winzer, die auf Social Media zeigen, wie sie im Weinberg schwitzen, im Keller lachen oder über Missgeschicke grinsen, sind näher dran an den jungen Menschen. Es geht nicht mehr darum, Wein zu erklären. Sondern darum, ihn erlebbar zu machen. Wer statt Fachchinesisch einfach erzählt, wie der eigene Wein nach Sommerregen duftet, ist heute glaubwürdiger als jedes technische Datenblatt.
Wein, der endlich spricht wie wir.
Wer die jungen Leute zum Wein bringen möchte, muss den Wein zu ihnen bringen – nicht umgekehrt. Ob auf Konzerten, Food-Festivals oder Kunstausstellungen: Wein wird dort spannend, wo man ihn erlebt, nicht wo man ihn erklärt. Ein niederschwelliger Zugang ist entscheidend. Und dank TikTok, Instagram & Co. spricht Wein heute eine neue Sprache – leicht, spontan und voller Lebensfreude.
TikTok, Insta & Co – wo der Wein lebendig wird
Wer heute Wein kommuniziert, braucht kein Plakat, sondern ein Profil. Auf Instagram, TikTok oder YouTube entstehen täglich neue Weinstories – humorvoll, spontan, echt. Junge Winzer zeigen den Alltag zwischen Rebstock und Smartphone, posten Mini-Tutorials zu Rebsorten, verkosten live, tanzen, erklären, lachen.
Accounts wie @weingutknodttrossen oder @asktoni.de oder auch unser Kolumnist @miltonsidneycurtis prägen diese neue Weinsprache. Sie verbinden Unterhaltung mit Wissen und zeigen, dass Wein nicht elitär, sondern emotional, unkompliziert und durchaus witzig sein kann. Und dabei geht’s längst nicht nur um Genuss – sondern auch um Nachhaltigkeit, Biodiversität oder Frauen in der Weinwelt. Wein ist hier kein Statussymbol mehr, sondern ein Thema, das bewegt, begeistert und verbindet.
Von funky Labels und klaren Botschaften
Das Auge trinkt mit – das war schon immer so. Doch während klassische Etiketten auf Goldprägung, Wappen und Schreibschrift setzen, erfinden junge Weingüter gerade die Flaschenfront neu. Statt Schlossansicht: Comicfigur. Statt Rebsorte in Schreibschrift: klare Typo, Popfarben, Statement.
Ein Etikett ist heute mehr als ein Stück Papier – es ist Bühne, Einladung und Haltung zugleich. Manche schreiben kleine Gedichte oder QR-Codes aufs Etikett, die zu Videos oder Playlists führen. Andere lassen ihre Community mitentscheiden, welche Farbe das nächste Label bekommt. Das klassische Weinetikett wird so zum Medium einer neuen Kommunikationskultur. Marken wie Young Poets, Emil Bauer, Niepoorts Fabelhaft, Gut Oggau oder Wildner – Der Wein mit der Katze zeigen, dass Kreativität auf dem Etikett nichts mit Oberflächlichkeit zu tun hat – sondern mit Persönlichkeit. Qualität heißt heute: Charakter. Mut. Spaß am Anderssein.
Welche Ideen oder Events müssen Winzer umsetzen, damit junge Menschen Wein einfach mal ausprobieren, fühlen und genießen können? Antworten darauf und auf weitere spannende Fragen gibt es in unserem Wein-Chat mit Jungwinzer Stefan Wildner.
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