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Weinwissen

Zwischen Zeile und Zunge – Wein in Worten von Homer bis Murakami

Wein war schon immer mehr als nur ein Getränk – das zeigen auch seine zahlreichen Auftritte in der Literatur. Seit Jahrhunderten fließt Wein nicht nur in Gläser, sondern auch durch Gedichte, Romane und Dramen. Mal als Symbol für Lebenslust, mal als Mittel gegen Liebeskummer – aber immer mit Bedeutung. Oder wie es Plutarch formulierte, dem das folgende Zitat zugeschrieben wird:

„Der Wein ist unter den Getränken das nützlichste, unter den Arzneien die schmackhafteste und unter den Nahrungsmitteln das angenehmste.“

Antike bis Romantik: Wein als göttliche Gabe

Schon Homer ließ seine Helden in der Ilias mit „dunkelrotem Wein" Kraft schöpfen – eine Mischung aus Stärkung und Ritual. Für Horaz wurde das Trinken selbst zum poetischen Akt, ein Moment der Einkehr und der Lust: „Nunc est bibendum – Jetzt muss getrunken werden.“ Bei Rumi wiederum fließt der Wein durch Verse wie ein göttlicher Funke. Wein steht in der Literatur oft für mehr als nur Genuss – er symbolisiert Liebe, Transzendenz, Wahrheit, manchmal auch Wahnsinn. Und er ist selten nur Nebensache: Er erzählt von Zuständen, von Übergängen – vom Menschsein selbst.
Im Mittelalter ist der Wein fest verankert im religiösen und höfischen Kontext. Minnesänger besingen den „Becher des Herzens“, in dem Lust und Leid sich mischen. In den Psalmen wird der Wein zum Zeichen göttlicher Gnade, in mystischer Dichtung gar zum Bild für die Vereinigung mit dem Göttlichen.

Die Romantik entdeckt den Wein als Spiegel der Seele.

Die Dichter der Romantik blickten beim Trinken tief ins eigene Ich. Bei Eichendorff rauscht der Wein durch den Wald der Gefühle, bei Hölderlin wird er zur ekstatischen Metapher: „Komm! ins Offene, Freund!“ – mit einem Glas in der Hand, das mehr verspricht als bloße Nüchternheit.

Moderne Stimmen: Vom Glas zur Gesellschaft

Im 20. Jahrhundert wird der Ton prosaischer, aber nicht weniger tief – es wird weniger gedichtet, aber keinesfalls weniger gefühlt. Ernest Hemingway notierte: „Der Wein ist die zivilisierteste Sache der Welt.“ Und Charles Bukowski brachte es auf seine Art auf den Punkt: „Gute Menschen trinken guten Wein.“
Moderne Literatur thematisiert Wein zunehmend als soziales und kulturelles Phänomen, ein Spiegel gesellschaftlicher Zustände:

Wer trinkt wann, mit wem – und warum?

Autoren wie Haruki Murakami, Peter Handke oder Siri Hustvedt nutzen den Wein als erzählerisches Vehikel, um Nähe, Einsamkeit oder Erinnerung greifbar zu machen. In „Naokos Lächeln" lässt Murakami Wein zum stillen Begleiter einer zarten Liebesgeschichte werden – ein Glas Pinot Noir zwischen zwei Menschen, die sich näherkommen, ohne viele Worte. Peter Handke wiederum schreibt in seiner Langsamen Heimkehr über den Wein als stillen Begleiter des Denkens, des Erinnerns. Und wenn Bukowski in seiner rohen Direktheit über Wein schreibt, ist das keine Werbung für edle Tropfen – sondern ein Abbild seines Lebens zwischen Rausch, Revolte und Realismus.

Von Soul bis Sehnsucht: Wein in Songtexten

Auch in Songtexten findet Wein immer wieder seinen Platz – als Requisite, als Symbol, als Gefühl. In der gefühlvollen Ballade „I Drink Wine" reflektiert Adele über Selbstfindung, Ego und das Loslassen. Wein dient hier als Metapher für emotionale Offenheit und Verletzlichkeit, wie z.B. in der Zeile: „But now I only soak up wine.“ Lana Del Rey verwendet Wein in ihren Liedern oft als Symbol für die Suche nach Glück, Entspannung, Freiheit – und als Metapher für den Umgang mit Emotionen. Und auch in Songs von Taylor Swift, Amy Winehouse oder den Arctic Monkeys spielt Wein immer wieder eine kleinere oder größere Rolle.

Ob Soul, Jazz, Rock oder Pop: Der Wein ist in der Musik oft mehr als eine kulinarische Randnotiz – er steht für nächtliche Gespräche, Sehnsucht, Ekstase, Einsamkeit. Für einen Moment, den man nicht halten kann – aber besingen.

Poesie im Glas

Wein ist Sprache, die man schmecken kann. Und Literatur ist manchmal wie ein guter Jahrgang: nicht sofort verständlich – aber lange nachhallend.
Zwischen zwei Schlucken Wein entstehen oft die schönsten Geschichten – manchmal fast wie aus einem Roman. Der Wein bleibt dabei, was er immer war: ein Katalysator für Gespräche, Gefühle, Gedanken.
Ein letzter Schluck gefällig? „Wein ist Poesie in Flaschen". Dieses wunderbare Zitat des schottischen Schriftstellers Robert Louis Stevenson drückt auf poetische Weise aus, dass Wein mehr ist als nur ein Getränk, sondern auch eine Quelle von Leidenschaft, Geschichte und Erinnerungen, die sich in jeder Flasche verstecken – daran zweifelt niemand mit einem offenen Herzen und einem halbvollen Glas.
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